Draußen brennt die Hochsommersonne, innen ist der Saal komplett in das Orange der Dirk Nowitzki-Stiftung getaucht. Großes und herzliches Hallo, als die 250 geladenen Gäste die Würzburger Posthalle betreten. Silke Mayer begrüßt die versammelte Festgesellschaft mit einem ungewöhnlich direkten »Du« und meint jede einzelne Besucherin damit, jeden einzelnen Gast. Von Beginn an herrscht eine familiäre und vertraute Atmosphäre, ein emotionaler Grundton von Gemeinschaftlichkeit: das eigentliche Thema des heutigen Abends. Silke und ihr Bruder Dirk sind die Gastgeber, aber das »Du« ist der stille Star des Abends – das Schlüsselwort für das unverstellte Miteinander, für ehrliche Gespräche und echte Begegnungen. Es ist die Einladung, das Thema des Abends ganz persönlich zu nehmen.
»Dirk und Du – ein Abend mit Potenzialen« steht auf den Tischkarten, und der Autor und Motivationsredner Veit Lindau macht den Anfang. Veit Lindau macht das Thema Potenzialentfaltung für alle erlebbar, er spricht begeistert von den Möglichkeiten jedes einzelnen seiner Zuhörer, malt Metaphern und Bilder in den Raum, beschwört den kindlichen Abenteuergeist und jugendlichen Wagemut des Publikums, spricht von Vertrauen, Kommunikation, Begeisterung und Liebe. Die Festgesellschaft hat leuchtende Augen: Es geht heute Abend nicht nur um Basketball, NBA und den galaüblichen Small Talk. Es geht ums Ganze.
Als sich Dirk Nowitzki und sein Coach und Freund Holger Geschwindner zu Silke auf die Bühne gesellen, wird klar, dass ihre gemeinsame Geschichte ein Paradebeispiel für das Motto des Abends ist – und gleichzeitig die Richtung weist für die zukünftige Arbeit der Dirk Nowitzki-Stiftung: Potenzialentfaltung in Teams, Mentoring-Arbeit, die Stärkung und Ermächtigung von Kindern und Jugendlichen. Holger und Dirk erzählen zunächst, wie sie sich zufällig in einer Turnhalle über den Weg liefen. Wie sie anfingen, gemeinsam an Dirks Spiel zu arbeiten. Wie sie Freunde und Vertraute wurden und wie der knapp 30 Jahre ältere Holger dem jungen Dirk half, seine Möglichkeiten zu erkennen und sie aufs Beste zu entfalten. Wie sich dann die gemeinsame Arbeit auch auf menschliche, psychologische und sportexterne Felder ausweitete. Was Mentoring bedeuten kann, wenn man es als individuelle und persönliche Aufgabe versteht. Wie man als Mentor seinem Mentee gegenübertritt: mit Respekt, den richtigen Fragen und offenen Ohren.
Apropos Ohren: Dass Musik eine wichtige Rolle im System Nowitzki spielt, wissen die meisten Gäste längst. Holger Geschwindners »B-Ball is Jazz«-Diktum kennen hier alle. Rhythmus und Takt, Melodie und Improvisation. Dass die Impulsvorträge und Gesprächsrunden von großartigen Performances der A-cappella-Combo Männersache, des Nachwuchsstars Wincent Weiss und der Indiegröße Bosse perfekt ergänzt werden, ist daher nur logisch. Die Posthalle entdeckt ihre Möglichkeiten, es steigt ein Fest der Ideen.
Die persönliche Geschichte von Dirk und Holger bekommt dann theoretisches und praktisches Futter, als Gerald Hüther und Constantin Kern ebenfalls die Bühne betreten. Hüther, Neurobiologe und Leiter der Akademie für Potentialentfaltung, berichtet engagiert davon, wie jeder Einzelne in einer unterstützenden Gemeinschaft über sich hinauswachsen kann. Wie er in der Begegnung mit anderen die Erfahrung machen kann, in seiner Einzigartigkeit gesehen und anerkannt zu werden, seine eigenen Ideen entwickeln und seine Begabungen optimal entfalten zu können.
Gerald Hüther und Silke Mayer stellen die Team-Mentoren-Ausbildung der Dirk Nowitzki-Stiftung vor, die in Kooperation mit der Akademie für Potentialentfaltung durchgeführt wird. Silke erklärt, dass die Stiftung natürlich weiterhin auf ihre Kernkompetenz im Bereich Sport setzen werde. Es gehe aber vor allem darum, eine starke Gemeinschaft von Team-Mentoren auszubilden, die kompetent und hoch motiviert Teams begleiten können. Damit junge Menschen ihre Potenziale entfalten können, braucht es starke Teams, die Mädchen und Jungen ihre Einmaligkeit und Bedeutsamkeit für die Gemeinschaft vermitteln können.
Der Berliner Basketballtrainer und Rapper Constantin Kern – selbst Teilnehmer des Auftakt-Workshops Hüthers – schildert mit leuchtendem Enthusiasmus seine Eindrücke, seine Erfahrungen mit der Team-Mentoren-Ausbildung und berichtet von der konkreten Umsetzung dieser Erkenntnisse in seiner täglichen Arbeit mit dem Nachwuchs. Die Schönheit der Entwicklung verborgener Potenziale und Möglichkeiten wird greifbar, die Zukunft der Stiftungsarbeit wird sichtbar.
Noch lange wirken die Gespräche nach, sie setzen sich bis spät in die Nacht fort, Dirk überreicht seiner Schwester Silke Blumen zum Dank, die Themen schlagen Wurzeln und treiben Blüten, die Gläser klirren, die Ideen sprudeln. Als die letzten Gäste gehen, steht die Sonne längst wieder am Horizont.