Unser Anliegen im 41Campus ist es, die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Sportteams wertebewusst zu begleiten. Deshalb wollen wir vor allem Trainer und Trainerinnen in ihrer Vorbild- und Mentorenfunktion stärken. In unserem Podcast spreche ich mit erfolgreichen Menschen im Sport über werteorientiertes Leadership.
Mein Interviewpartner in dieser Podcast-Folge ist Benedikt Höwedes. Der Profi-Fußballer spielte insgesamt 16 Jahre lang für den FC Schalke 04 und wurde mit der Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister. Im Sommer 2020 gab er sein Karriereende bekannt.
Silke Mayer: Benedikt, vielen Dank, dass Du Dir für dieses Gespräch Zeit nimmst. Du hast diesen Sommer Dein Karriereende als Fußballer bekannt gegeben. Direkt vor seinem letzten NBA-Spiel habe ich Dirk gefragt, wie er sich fühlt, und die Antwort war: »An athlete dies twice«. Fühlt sich das für Dich auch ein bisschen so an?
Benedikt Höwedes: Um ehrlich zu sein, finde ich es ein bisschen dramatisch 🙂 – aber ich weiß total, was er meint. Als Sportler hast Du eine total intensive Zeit und Dirk hat natürlich noch eine viel längere, großartigere Karriere gehabt als ich sie hatte. Man nimmt so viel auf in dieser Zeit, und dann hat man natürlich das Gefühl, dass man etwas aufgibt. Das Gefühl habe ich auch. Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, weil der Fußball mir sehr viel bedeutet. Der Fußball hat mir sehr viele Chancen gegeben im Leben. Ich hatte das Glück, in meiner Karriere Trainer zu haben, die mich auch menschlich viel weitergebracht haben, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Da habe ich dem Sport sehr viel zu verdanken. Von daher kann ich Dirk’s Aussage schon verstehen.
Im 41Campus wollen wir die Rolle des Trainers als Mentor stärken. Welcher Trainer hat dich am meisten geprägt? Ich durfte ja mit Norbert Elgert schon einen ehemaligen Trainer von Dir kennenlernen, als ich die Ehre hatte, mit ihm ein Podcast-Gespräch führen zu dürfen.
Ja, er hat mich am meisten geprägt in meiner Karriere – und vor allem auch als Mensch. Er kommt genau in dem Alter als Trainer zur Geltung, wo es schwierig wird für Jugendliche. Du musst Dich zwischen Fußball, Freundin und Partys entscheiden. Welchen Weg möchtest Du gehen? Ich fand es super, wie Norbert mit dem Ganzen umgegangen ist. Er hat versucht, uns Werte zu vermitteln und auch spielerische Dinge beizubringen. Er hat immer gesagt, dass er am glücklichsten ist, wenn wir als reifere und bessere Spieler am Ende des Tages rausgehen. Und das muss ich wirklich sagen, da hat ausnahmslos jeder Spieler, der bei ihm gespielt hat, auch genauso davon gesprochen. Natürlich bekommt der eine mehr oder weniger Einsatzzeiten, aber letzten Endes konnte jeder sagen: »Norbert Elgert hat mich zu einem besseren Menschen und zu einem besseren Spieler gemacht.«
Welche Eigenschaften haben Dir geholfen, als Spieler erfolgreich zu sein?
Viele Werte, die mich charakterisieren und die ich auch versuche weiterzugeben: Demut, Ehrlichkeit, Freude, Mut, Zielstrebigkeit, Verantwortung, Geduld und vor allem auch Fleiß. Ich würde behaupten, dass ich natürlich ein Talent habe, was mich im Fußball weit gebracht hat, aber was mich an die Spitze gebracht hat, war der unbedingte Wille und die Zielstrebigkeit. Auf mich war Verlass. Die Menschen konnten sich auf mich verlassen, ich dem was ich dargeboten habe. Ich war nie jemand, der nicht viel machen musste und durch sein Talent viel erreicht hat, davon gibt es auch viele Fußballer. Ich war jemand, der immer sehr hart dafür arbeiten musste. Das entspricht meiner Persönlichkeit. Das hat mir zu den Titeln verholfen, die ich einsammeln durfte.
In der Verantwortung als Führungsspieler ist man auch Kritik ausgesetzt, vor allem wenn es nicht so gut läuft. In Fußball-Deutschland werden auch immer sehr hohe Erwartungen an Euch gestellt. Was hat Dir geholfen, damit umzugehen?
Als ich noch jünger war, hab ich mich immer sehr stark zurückgezogen, wenn es trubelig wurde. Mein Freundes- und Familienkreis hat mich da immer sehr gut aufgefangen. In meinem engen Freundeskreis sind nicht so viele, die sich für Fußball begeistern, deshalb war das für mich eine Rückzugsoase. Wir haben einfach nicht über Fußball gesprochen. Die Familie hat mich auch aufgefangen und nicht über Vergangenes reden lassen. Andere Themen waren gut um abzuschalten. Und je älter ich wurde, desto mehr hab ich mich dann auch mit Meditation beschäftigt. Das hat mir unheimlich geholfen, wieder die Leichtigkeit zu finden im Sport, weil man sich selbst sehr viel Druck macht – und der Druck von Außen kommt noch dazu. Druck bedeutet auch immer Stress für den Körper, d.h. höhere Verletzungsanfälligkeit, und das habe ich ja auch am eigenen Leibe erfahren müssen. Ich habe angefangen zu meditieren, und das hat unheimlich gut getan zu merken, wie der Körper runterfährt. Ich hab das auch direkt vor Spielen gemacht, so dass ich alles ganz anders aufsaugen konnte. Vorher habe ich viel gemacht, ohne es wirklich zu erleben, und nach einer gewissen Zeit der Meditation habe ich viel mehr Dinge aufsagen und genießen können. Der ganz besondere Moment, wenn man ins Stadion einläuft. Natürlich habe ich das vorher auch wahrgenommen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich das mit Hilfe der Meditation alles intensiver wahrnehmen konnte.
Was würdest Du jungen Spielern oder Trainern als Tipp mit auf ihren Weg geben wollen?
Ich finde ein Sprichwort schön, das ich gelesen habe: »Das Schönste, was Dir das Leben bietet, ist hart für etwas zu arbeiten, das es wert ist«.
Dieser Spruch hat mich ein Leben lang begleitet und den kann ich auch vielen Leuten ans Herz legen, damit sie sich daran orientieren können.
Wenn Du wissen willst, welche Tipps und Ratschläge Benedikt Höwedes gerade für junge Trainer und Trainerinnen hat, um mutig ihren Weg zu gehen, dann höre Dir HIER das gesamte Gespräch als Podcast an.
Benedikt Höwedes, Jahrgang 1988, begann seine Fußballkarriere beim TuS Haltern, bevor er 2001 zum FC Schalke 04 wechselte. Unter Norbert Elgert gewann er dort die Deutsche A-Jugendmeisterschaft und spielte insgesamt 16 Jahre lang für den Verein. Seine langjährige Karriere in der Nationalmannschaft krönte er mit dem Weltmeistertitel 2014. Dabei stand er jede einzelne Minute des Turniers auf dem Feld.